Ein Erfahrungsbericht eines Sugardaddy (anonym)
Irgendwann im Lebensverlauf ändern sich die Dinge – und damit auch die Prioritäten. Diese „Erleuchtung“ fing bei mir im mittleren Lebensalter an: Einige der Dinge lagen gut, vielleicht sogar großartig, aber ohne Frau an meiner Seite und ohne Kinder waren manche der Tage doch überraschend leer. Natürlich: Ich habe einen großartigen Job, mein Einkommen liegt definitiv über dem Durchschnitt und auch sonst würde ich mich selbst als finanziell sehr gut aufgestellt sehen.
Keine Yacht und keinen Privat-Jet natürlich, aber einen Urlaub, schöne Kleidung, eine anständige Armbanduhr, all das kann ich mir finanzieren, ohne den Euro dafür umdrehen zu müssen. Mit der Erkenntnis, dass beruflicher und finanzieller Erfolg bereits gekommen sind, suchte ich etwas Neues. Etwas, das auch einen alleinstehenden Mann Anfang 50 noch einmal aus der Reserve lockt und spannende Abenteuer verspricht.
So wurde ich zum Sugardaddy – und warum ich es bis heute blieb
Ich muss zugeben: Die meisten meiner Freunde wissen weder, dass ich ein Sugardaddy bin, noch was das überhaupt ist – und auf der Arbeit, in der sowieso schon eher argwöhnischen Finanzbranche, weiß es kein einziger meiner Kollegen. Das ist auch gut so. Nicht aber, weil ich mich dafür schämen würde Sugardaddy zu sein, sondern weil mein Sugarbabe ein Teil meines Lebens ist, den ich vom Beruflichen schlicht strikt trenne. Denn immer noch neigen Außenstehende dazu Sugarbabes als Quasi-Prostituierte abzustempeln – zumindest in meinem Sugardaddy- und Sugarbabe-Verhältnis könnte das aber falscher gar nicht sein.
Hier muss ich vielleicht erst einmal eine Abgrenzung vornehmen: Ich habe noch nie die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen und hatte es auch nicht vor. Jetzt habe ich es sowieso nicht mehr: Nicht, weil mein Sugarbabe diese Rolle erfüllen würde, sondern weil meine Beziehung zu einer jüngeren Frau, die ich hier kennengelernt habe, meine zwischenmenschlichen Bedürfnisse schlichtweg schon vollends erfüllt. Ich hatte sowieso nie Interesse an „unkompliziertem Sex“. Weder in meinen 20er- noch 30er-Jahren, später sowieso nicht mehr. Gerade deshalb war das Konzept des Sugardaddys so interessant: Da geht es eben nicht nur um Sex, auch wenn der bei uns einvernehmlich dazugehört, sondern viel mehr um jemanden an der eigenen Seite.
Mein Sugarbabe ist deshalb natürlich auch keine Prostituierte, weder im geläufigen noch weitesten Sinne. Sie studiert aktuell Philosophie, liest viel und verdient sich sogar noch ab und an in einer Bar etwas dazu. Von ihren Eltern bekommt sie für ihr Studium keinerlei finanzielle Unterstützung, dafür erhält sie die von mir. Und das mache ich gerne. Sie profitiert von meinem Geld, von dem ich, allein für mich selbst, sowieso genug habe. Im Gegenzug profitiere ich von ihr – ihrem Aussehen, ihrer Art, unseren Gesprächen und gemeinsamen Urlauben, die wir mindestens dreimal im Jahr antreten. Ich verwöhne sie – und das macht mir genauso wie ihr Spaß.
Mein Sugarbabe ist von Außenstehenden gar nicht als solche erkennbar – wie die meisten anderen Sugarbabes auch nicht
Getroffen habe ich mich über die letzten Jahre schon mit vielen Sugarbabes, geblieben bin ich aktuell bei meinem jetzigen Babe. Was mir dabei immer auffiel und mich zumindest am Anfang noch überraschte: Die jungen Frauen sind gar nicht als Sugarbabes erkennbar. Es sind ganz normale Frauen, die auch so aussehen, sich aber für einen alternativen Weg entschieden haben, um etwas stärker in den Genuss der schönen Seiten des Lebens zu kommen. Die meisten jungen Frauen, die ich als Sugardaddy traf, waren intelligente, schöne und unterhaltsame Frauen. Natürlich haben sie erwartet, dass ich sie hin und wieder in noble Restaurants einlade, ihnen schöne Geschenke mache oder wir spontane Städtetrips unternehmen – aber es war nie auf eine fordernde Art und Weise unangenehm.
Mir ist über die Jahre als Sugardaddy wichtig geworden, eben darauf zu achten. Ich bin mit jungen Frauen zusammen, weil ich sie genieße – mit all ihren Facetten und in vollen Zügen. Für mich funktioniert das aber nur, wenn sie ehrlich sind. Deshalb prüfe ich immer auch ganz genau, ob es wirklich ein Sugarbabe ist. Ich habe kein Interesse an einer professionellen Escort, sondern an einer Person, der ich ein Stück weit vertrauen kann – und das funktioniert auch in so einer transaktionsbasierten Beziehung wie unserer. Aber eben nur dann, wenn man von Anfang an mit offenen Karten spielt.
Mein bester Freund, den ich seit Jahrzehnten und noch aus Studienzeiten kenne, hat mich einmal gefragt, ob ich mich nicht minderwertig fühlen würde, eine gutaussehende Frau für ihre Gesellschaft zu bezahlen. Ich antwortete ihm kurz: Überhaupt nicht. Warum auch? Jede Art von Beziehung ist gewissermaßen transaktionsbasiert und die große Liebe zu finden, bei der alles andere in den Hintergrund rückt, ist eben nicht jedem vorbehalten. Mir war es das nicht, dafür war ich beruflich sehr erfolgreich. Warum sollte ich mir in meinen besten Jahren nicht die Freude machen, so einen quirligen Jungbrunnen an meiner Seite zu haben? All mein Geld und mein Vermögen kann ich schließlich nicht mit ins Grab nehmen – und finanziell bin ich auch, oder trotz meine Sugardaddy-Daseins, so abgesichert, dass ich mir um meine finanziellen Möglichkeiten im Ruhestand keine Sorgen machen muss.
Ich genieße es Sugardaddy zu sein. Scham? Fehlanzeige!
Wir alle wissen, wie vitalisierend es sein kann, eine Person an der eigenen Seite zu haben, die man genießt – und mit der man kleine und große Abenteuer unternimmt. Würde sich mein 22-jähriges Sugarbabe für mich entscheiden, wenn ich als über 50-Jähriger kein Sugardaddy wäre? Wahrscheinlich nicht, aber das ist doch völlig verständlich! Ebenso ist es für mich aber selbstverständlich, dass wir trotzdem eine tolle Zeit haben können – denn wir beide haben die Dinge, die der jeweils andere möchte. Indem wir als Sugarbabe und -daddy zusammenfanden, können wir so beide mehr Spaß und Freude haben – und darauf kommt es doch im Leben an.